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Vielfalt, Mut und Qualität:
Das sind die Markenzeichen, mit denen MPS – die Musik Produktion Schwarzwald – als Deutschlands erstes Jazz-Label mit seinem Gründer Hans Georg Brunner-Schwer Weltruhm erlangten. Am 1. April 2018 feierte das in Sachen hochwertiger Jazz-Sound bekannte Label seinen Fünfzigsten.

 
 
Mekka für Oscar Peterson, George Duke, die Singers Unlimited und jede Menge junger europäischer Entdeckungen: Die MPS-Studios in Villingen schrieben dank hochwertiger Aufnahmetechnik und unverwechselbarer Ästhetik zwei Jahrzehnte lang pionierhaft Jazzgeschichte. Bis heute sorgt der „most perfect sound made in the Black Forest“ für leuchtende Ohren bei Analog-Fans weltweit. Ein kleiner historischer Abriss.

Die eigentliche Geburt des Labels datiert ins Jahr 1968, doch sie hat eine bewegte Vorgeschichte, die sich um die berühmten Initialen HGBS ranken. Der Industriellensohn Hans Georg Brunner-Schwer (kurz: HGBS) ist als Miteigentümer des Herstellers für Radioempfangsgeräte SABA (Schwarzwälder Apparatebauanstalt) nicht nur begeisterter Audiotechniker, sondern auch ein musikverrückter Pianist. Oberhalb des Wohnzimmers seiner Villa richtet er sich ab 1958 ein Tonstudio mit der ausgefeiltesten Technik ein, die damals zu haben ist. Als Oscar Peterson 1961 in Zürich ein Konzert gibt, lockt Brunner-Schwer ihn zu einem ersten Hauskonzert in den Schwarzwald. Der Kanadier ist so begeistert vom Sound des Flügels bei den Aufnahmen, dass er jährlich zu Wohnzimmer-Sessions zurückkehrt.

Unterdessen produziert HGBS ab 1963 bereits Schallplatten unter dem Labelnamen SABA, etwa mit den Pianisten Wolfgang Dauner und Horst Jankowski, auch George Duke ist 1966 erstmals schon zu Gast. Als Brunner-Schwer 1968 bei SABA aussteigt, gründet er MPS. Die ersten Veröffentlichungen unter dem neuen Kürzel sind die Peterson-Aufnahmen, die nach dem Vertragsende des Pianisten bei Verve nun endlich erscheinen dürfen. Sie sind Startschuss zu einem illustren Katalog, der bis 1982 über 500 Aufnahmen umfassen wird.

Das Studio zieht in ein anderes Gebäude des Werksgeländes in der Richthofenstraße um, einen Steinwurf von der Familienvilla entfernt. Es sind weiterhin die Pianisten von Eugen Cicero über George Shearing bis Monty Alexander, die es HGBS angetan haben. Doch darüber hinaus baut MPS eine Schatzkammer mit Vertretern nahezu jeder Stilrichtung auf. Die Recording Sessions finden längst nicht nur in Villingen statt, sondern etwa auch in New Yorker Studios, Livemitschnitte liefern die Berliner Jazztage. Enge Teamworks mit Tonmeister-Koryphäen wie Willi Fruth und Rolf Donner garantieren den hohen klangästhetischen Anspruch, und viele Entdeckungen werden durch den damaligen Jazzpapst Joachim-Ernst Berendt vermittelt, der beim nahen Südwestfunk wirkt.

Neben den Pianisten sind als zweite Instrumentalistengruppe die Geiger am prominentesten vertreten: Sowohl Altmeister Stéphane Grappelli als auch Bluesmann Don „Sugarcane“ Harris und die jungen Wilden wie Jean-Luc Ponty oder Didier Lockwood versammeln sich unter dem MPS-Signum. Große Namen des internationalen Jazz wie Freddie Hubbard oder Jim Hall bereichern den Katalog. Zu den Stammgästen zählen auch Big Bands von Dizzy Gillespie und Count Basie bis zu Peter Herbolzheimers Rhythm Combination and Brass, Unterhaltungsorchester von Kurt Edelhagen oder Erwin Lehn veröffentlichen auf dem Schwarzwaldlabel. Schließlich feiert auch die menschliche Stimme in Villingen Höhenflüge: Mit den Singers Unlimited lotet Brunner-Schwer aus, wie viele Vokalspuren er übereinander legen kann. Bei den Multi-Track-Sessions entsteht das berühmte Jingle mit der zweiten, internationalen Deutung von MPS: „most perfect sound“.

MPS schaut jedoch auch stets pionierhaft über die Abbruchkanten des Jazz. Was ab den späten Achtzigern als „Weltmusik“ in den Mainstream hineinwirkte, findet in der Reihe „Jazz meets the world“ schon viel früher eine Heimstatt: Toni Scott trifft sich mit Musikern aus Bali, Irene Schweizer mit Indern, George Gruntz mit Arabern. Legendär auch die Begegnung des US-Saxophonisten mit dem indischen Sarodspieler Ali Akhbar Khan oder die Einspielungen des brasilianischen Saitenmeisters Baden Powell. Ein ausgemachter Liebling des Labels wird Dave Pike, der die groovige Seite des MPS-Repertoires mit indischen Tönen anreichert.

Dass innerhalb der europäischen Sektion junge deutsche Musiker immer einen herausragenden Stellenwert im MPS-Katalog besitzen, prägt die heimische Jazzhistorie bis heute. Interpreten wie Volker Kriegel, Wolfgang Dauner und die beiden Kühn-Brüder Rolf und Joachim werden auf dem Label groß. Mit Albert Mangelsdorff und Gunter Hampel finden sich ausgeprägte Interpreten auf dem Avantgarde- und Free-Sektor, der durch Cecil Taylor und Archie Shepp auch international vertreten ist. Schließlich widmet sich MPS mit Hingabe der Klassik: Für den österreichischen Pianisten Friedrich Gulda wird eigens ein Bösendorfer Grand Imperial angeschafft, der auch heute noch unverrückbar an seinem Platz im Studio steht, samt roten Markierungen für die ideale Positionierung der Mikros. 1983 verkauft Hans Georg Brunner-Schwer viele der Aufnahmerechte an die Polygram, die in der Folge etliche MPS-Aufnahmen im CD-Format veröffentlicht.

2014 schließlich, zehn Jahre nach dem Tod von Brunner-Schwer, findet der Katalog eine neue Heimat bei der Edel AG und schreibt seine Geschichte in zweifacher Weise fort. Die unermesslichen Schätze des Labelkatalogs werden Schritt für Schritt neu zugänglich gemacht, mit einer Digitalisierung aller Alben und einer Wiederveröffentlichung ausgesuchter Titel auf Vinyl und Tonband in höchster Klangtreue, etwa Einspielungen von Oscar Peterson, George Duke oder Monty Alexander. Parallel hierzu eröffnet das Label nach 30 Jahren Pause ein weiteres Kapitel von Neuveröffentlichungen. Das breite stilistische Spektrum umfasst hier bereits u.a. Aufnahmen von Klarinettenlegende Rolf Kühn, Soulstress China Moses, Berlins Jazzwunder Lisa Bassenge, dem brasilianischen Mandolinisten Hamilton de Hollanda und Weltmusikstar Mari Boine. Für sein spannendes, etikettenfreies Repertoire konnte MPS bereits 3 ECHO-Auszeichnungen gewinnen. 2018 wird die Release-Renaissance mit illustren Namen und Produktionen fortgesetzt: Rolf Kühn ist dafür genauso ins Studio gegangen wie die charismatische Jazzsängerin Malia und der experimentelle Vokalist und Arrangeur Erik Leuthäuser. Eine Brücke von der Jetztzeit zurück zu MPS-Meilensteinen wird ab April die „Ambassador“-Serie schlagen. Prominente von Gilles Peterson und Ed Motta bis zu Till Brönner und Götz Alsmann präsentieren dann nämlich mit ganz persönlichen Liner Notes ihre Lieblings-Alben aus dem Schwarzwälder Katalog, selbstverständlich als Neupressungen.

 

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(c) Mariagrazia Giove

COSMIC FOREST schickt uns auf eine spirituelle Reise durch das Universum von MPS.

Seit fast 50 Jahren gilt „Musik Produktion Schwarzwald“ als wichtigstes deutsches Jazz-Label der 60er und 70er Jahre. Neben jüngeren Firmen wie ECM, Enja und ACT steht es bis heute für den interessantesten und umfangreichsten Katalog des „Jazz Made in Germany“, mit rund 500 Albumtiteln unterschiedlichster Couleur.

Unternehmer Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS) ist gleichzeitig Inhaber von SABA, der „Schwarzwälder Apparate Bau Anstalt“ in Villingen/ Schwenningen, als er 1965 die gleichnamige Schallplattenfirma mit eigenem Tonstudio ins Leben ruft. Drei Jahre später werden Produktionsstätte und Label dann in MPS umbenannt. Die besondere Ausstattung und hochwertige Pressqualität der meist in 500er bis 1000er-Auflagen gefertigten LPs gelten noch heute als „State of the Art“. Somit ist SABA/ MPS auch das wichtigste deutsche Jazz-Label für Vinyl-Sammler.

Noch immer lassen sich weithin unbekannte Perlen des Katalogs entdecken, wie die von Nicola Conte kuratierte Compilation „COSMIC FOREST – The Spiritual Sounds of MPS“ mit Spiritual Jazz der Jahre 1965-75 jetzt zeigt.

Conte stammt aus dem italienischen Bari, ist seit Jahrzehnten weltweit bekannter Musiker, Produzent, DJ und Plattensammler aus Leidenschaft, dazu einer der profundesten Kenner des europäischen Jazz. Sein besonderes Händchen gräbt stets etwas tiefer, wenn es um die Zusammenstellung einer Kompilation geht. Hier konzentriert er sich auf die spirituellen Highlights des MPS-Katalogs, befördert bekannte, aber auch obskure Schätze ans Tageslicht und verbindet die Stücke durch seinen persönlichen roten Faden.
 

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#nicolaconte #mpsrecords #mpsmusic

 

 

Eine Brücke von der Gegenwart zu MPS-Meilensteinen der Vergangenheit schlägt die Serie „Ambassadors for MPS“. Persönlichkeiten der gegenwärtigen Musikkultur wie Gilles Peterson, Ed Motta, Till Brönner oder Götz Alsmann präsentieren mit persönlichen Liner Notes ihre individuellen Lieblingsalben aus dem Schwarzwälder Katalog, die allesamt in gewohnt höchster Qualität auf Vinyl, CD und allen gängigen digitalen Plattformen erhältlich sein werden.

Den Anfang macht die Wiederveröffentlichung des MPS-Klassikers „Joanne Grauer introducing Lorraine Feather“ aus dem Jahr 1978, produziert von Leonard Feather und nun präsentiert von Gilles Peterson:

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„Die erste Platte, die ich jemals gekauft habe, in einer Art Secondhand-Laden in der Normandie als ich elf oder zwölf Jahre alt war und dort in der Nähe bei meiner Großmutter den Sommerurlaub verbrachte, war das Album „Liberated Fantasies“ von George Duke auf MPS. Aus nostalgischen Gründen also lange Zeit meine liebste MPS-Platte, wurde sie von „Joanne Grauer introducing Lorraine Feather“ in den Schatten gestellt. Das ist eine sogar noch bessere Platte für mich, mit noch mehr Killer-Tracks. Ich war wohl 21 oder 22 Jahre alt, als ich diese Platte fand – zusammen mit etwa zwanzig anderen für je ein Pfund. Es war eine völlig neue Entdeckung für mich. Das Cover mit dem Mund und den Klavierzähnen sah schon interessant aus. Ich wusste nicht viel mehr, bis ich die Platte zuhause auflegte.
»See You Later« war der Track, der mich gleich faszinierte, als ich diese Platte zum ersten Mal hörte, ein Song mit der Sängerin Lorraine Feather. Das ist es, was mich morgens begeistert aus dem Bett springen lässt: ein Vocal Jazz Samba-Track mit Jazz-Feeling – und Fender Rhodes. Ich besaß eigentlich schon eine Version dieses Songs von Dave McKay und Vicky Hamilton, die ich vorher aufgelegt habe, aber diese hier war noch schneller, wie für die Tänzer im Club gemacht. Ein absoluter Jazz Dance Klassiker. Aber es ist nicht nur ein fantastisches Lied und Lorraine Feather eine großartige Sängerin, sie ist auch noch die Tochter von Leonard Feather, der einige der besten Liner Notes seit den 1950er Jahren geschrieben hat. Er ist eine Legende. Ihre Patentante ist Billie Holiday!“
Gilles Peterson

 

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