ELENA provoziert … spricht jedoch auch ganz liebevoll mit Intellekt und Charme vielen Menschen aus der Seele. Sie erschafft sich eigene Genres wie Trap Jazz, Nerdy Soul & Rap-etry und erzählt vielseitig unterhaltsame Geschichten, von alltäglichen Momentaufnahmen bis hin zum gesellschaftskritischen Appell und hat mit dem vor 2 Wochen bereits veröffentlichten Video zu „Wut im Bauch“ ihren Beitrag zur aktuellen #metoo Debatte geleistet.
„Wut im Bauch“ ist ein musikalisches Manifest über Frauenklischees im (Musik-)Business; ein vor Intensität sprühender Song darüber, wie es ist, sich nach manch zerplatzten Träumen und einer insolventen Plattfirma als Solokünstlerin durchzuschlagen – und dabei ständig mit dem Label „Schwester von“ auf der Stirn herumzulaufen.
Der schnelle Spoken Word-Stil spiegelt dabei die Wut und Verzweiflung wider, als Frau im medialen Beruf immer wieder Klischees und (Schönheits-)Ideale erfüllen zu müssen, und in einer männlich dominierten Welt von z.B. Produzenten und Labels ständig respektlosen Umgangsformen ausgesetzt zu sein; wie auch in einer von Doppelmoral geprägten Öffentlichkeit 2.0, die sich mehr für ihre leicht schief stehenden Zähne als für die gesellschaftskritischen Themen und den smarten Groove ihrer ersten Single „Flugmodus“ zu interessieren scheint.
Die Künstlerin stellt im Song aber auch fest, dass sie nicht alleine da steht. „Und ihr schreit und schreit – aber hier bin ich und hör euch“ soll dabei auch als Appell an andere mutige wie sensible Frauen und Künstlerinnen verstanden werden, sich weiter treu zu bleiben und für seine Ideale zu kämpfen. Passend dazu zeigt sich die Künstlerin im dazugehörigen Video quasi nackt, schwitzend, intim und sehr weiblich, aber auch verletzlich unter einer hauchdünnen Plastikfolie; die Künstlerin als Ware; die Künstlerin als ehrlich, bewusst schutzlos und transparent.
Ihr kennt das vielleicht
Dass ihr euch auf nen Marktplatz verlauft
Doch ihr könnt nichts kaufen
Sondern werdet gekauft
Von nem Chef, der euch sieht,
Und denkt: „Das ist, was ich brauch
Flexibel, gutes Auftreten
Und ganz hübsch ist sie auch!“
Und ihr landet in einem Job
Macht alles, macht es richtig
Denn außer eurem Stolz
Ist grad alles furchtbar wichtig
„Nur aufpassen mit dem Selbstbewusstsein
das kommt schnell zickig“
Sagt dein Kollege und meint:
„Die f… ich“
Und so scann ich durch die Zeitschriften
Wate durch die digitalen Kanäle
Und seh immer noch lauter
Frauen des Typs sexy Trophäe
YouTube Videos, die mit Beauty-Hauls
Und Booty Calls Millionen Clicks generieren
Zeitschriften, die Underage Models
„Ihr seid zu dick!“ attestieren
Und die perfekte Imperfektion
Ist die perfekte Illusion
VMAs: Beyoncé, eine Show wie ein Kunstwerk
Aber nicht live, kein einziger Ton
Dafür twerk twerk, work work mit dem Hintern
Noch sichtbar für die Jungs da hinten
Du musst sagen: „Ich bin jung! Ich bin schön!“
Musst dich als Frau immer wieder neu erfinden
Und dann seh ich eine starke Lady
Auf der Bühne, irritiert
Ein Mann, der sagt: „Zeig mir deine T…!“
Und Amy sagt: „Meine Brüste gehören mir!“
Und ich frag mich, welchen Weg sie ging
Bestimmt war sie nicht immer so selbstbestimmt
Weil man Selbstbewusstsein schwer gewinnt
Wenn man als Frau mit im Haifischbecken schwimmt
Habt ihr auch diese Wut im Bauch?
Kennt ihr das auch?
Wenn euch das Leben so schlaucht
Weil ihr ne Frau seid und euch traut
Ja, weil ihr nach oben schaut
Da oben ist es heiß und laut
Manchmal Auge um Auge
Manchmal Haut an Haut
Und ihr schreit und schreit
Nach Aufmerksamkeit
Denkt, keiner hört euch
Das, wofür ihr kämpft zerstört euch
Weil ihr auf so viele Hürden schaut
Weil euch keiner das zutraut
Aber ich kenn sie, ich kenn sie
Eure Wut im Bauch
Und ich kann noch so lieb und nett sein
Ich hab kaum Erfolg im Job
Mach vieles nebenher, und es wird eher noch mehr
Statt Karriere: Leere, Flop
Und die Logik der Netzes sagt mir:
Nicht verärgert sein, immer charmant
Aber ich ärger mich manchmal, bin trotzig wie heut früh
Und hab mich trotzdem im Spiegel erkannt
Seht ihr das?
Eine öffentliche Person ist oft
Ein Spielball in einer anderen Hand
Es tut mir leid, das zu fragen
Aber wär es leichter, wär ich ein Mann?
Es gibt Dinge zu tun
Manchmal unsichtbar
Und es ist schwer nein zu sagen
Bis ich Dinge nicht mehr ertrag
Also entscheid ich mich heute offen zu reden und zu rappen
Weil ich HipHop und Ehrlichkeit mag
Mit jemandem in nächster Nähe
Der grad schwere Zeiten erlebt
Muss ich auf jedes Wort höllisch aufpassen
Damit nur ja keiner falsch versteht
Muss mir vorstellen, was man reinlesen könnte
Möchte mich hier vor ihn stellen, das nimmt mir nicht die Pointe
Bei allen Bedenken: Ich kämpf für meine Integrität
Seht ihr, dass es in diesem Text nicht um ihn geht?
Und so mach ich weiter das
Wozu keiner mir rät
Ich kann nicht anders
Weil sich in mir ständig Spannung entlädt – kennt ihr das?
Wenn auch ihr für eure Träume lebt
Weil das, was ihr liebt, wie ein Erdbeben in euch bebt
Ihr vor zehn Menschen steht
Und alles, wie vor zehntausenden gebt
Dann kennt ihr diese Wut im Bauch
Dann kennt ihr das auch
Wenn euch das Leben so schlaucht
Weil ihr ne Frau seid und euch traut
Weil ihr nach oben schaut
Da oben ist es heiß und laut
Manchmal Auge um Auge
Manchmal Haut an Haut
Und ihr schreit und schreit
Aber hier bin ich und hör euch
Ich weiß, dass ihr kämpft, das ist gut –
Ihr empört euch
Weil ihr nach oben schaut, weil ihr euch das zutraut
Denn ich kenn sie, ich kenn sie
Eure Wut im Bauch
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